Eine Seele von Mensch

Jeder Mensch erlebt im Leben Höhen und Tiefen. Manchmal braucht man in diesen Situationen jemanden, der zuhört und die Hand hält. Notfallseelsorger sind diese Menschen, die kommen, wenn das Leben eines Angehörigen auf einmal eine unerwartet Wendung nimmt. In ihren Einsätzen sind diese ehrenamtlichen Seelenmenschen der Notfallseelsorge Limburg-Weilburg e.V. ein wahrer Halt. Sie sind da, wenn plötzlich das Leben aus den Fugen gerät, wenn die Nachricht vom TOD, dem Unausweichlichem, überbracht werden muss. Aber wie gehen sie selbst damit um?

Was bedeutet der Tod für Euch persönlich nach all den Einsätzen und hat sich Eure Sicht auf das Leben verändert?

Katrin Tuchscheerer: Es hat definitiv die Sicht verändert. Durch das viele Schlimme und Emotionale schätzt man kleine Momente viel mehr. Man lebt oft bewusster und mehr im Hier und Jetzt. Allerdings muss ich manchmal versuchen, gerade im Verhalten zu meiner Familie, nicht ängstlicher zu werden, ihnen ihren eigenen Weg freihalten. Wenn man sieht, was alles passieren kann, besteht ein Risiko es zu übertragen.

Andrea Köhler: Ja, der Tod hat mein Leben verändert – ich sehe jetzt vieles anders und differenzierter. Der Tod kann eine Erlösung sein. Der Tod ist manchmal ein schlechter Scherz. Der Tod ist oft unerwartet und gar nicht greifbar. Der Tod hält einfach oft die Reihenfolge nicht ein. Der Tod kommt im nächsten Augenblick

Die Notfallseelsorger begleiten Angehörige, wenn durch Verlust eines geliebten Menschen die Welt in Dunkelheit taucht. Wenn im wahrsten Sinne des Wortes das Licht ausgeht. Ihre Aufgabe ist es, zuzuhören und den Menschen in einem Chaos aus Unverständnis und Unwirklichkeit beizustehen. Dabei geht es auch um die stille Präsenz. Dem SCHWEIGEN.

Habt Ihr das Gefühl, dass Schweigen manchmal mehr sagt als Worte?

Andrea Köhler: Schweigen ist unser größtes und bestes Werkzeug. Schweigen sagt immer mehr als Worte. Oft ist auch jedes Wort zu viel. Auch wenn man reden würde, man erreicht diesen Menschen in seinem „aus dem Leben gerissen sein“ nicht.

Katrin Tuchscheerer: Schweigen empfinde ich oft schwieriger als laute Emotionen. Wir schweigen mit, so lange es eben dauert. Es ist das, was der Betroffene in diesem Moment ausdrücken kann und möchte. Oft gehen den Menschen Erinnerungen durch den Kopf, sie sortieren sich, hängen Gedanken nach. Brechen Sie das Schweigen, sind sie oft ein wenig gefasster und bereit, sich den kommenden Aufgaben, wenn gewünscht auch mit unserer Unterstützung, zu widmen

Für die Mitarbeiter der Notfallseelsorge Limburg-Weilburg e.V. ist diese Arbeit selten einfach. Auch sie stehen oft vor einer Herausforderung, die über unser eigenes Verständnis hinausgeht – und es gibt Momente, in denen auch sie an unsere eigenen GRENZEN stoßen.

Könnt Ihr Euch an eine Situation erinnern, in der Ihr das Gefühl hattet, an Eure eigenen Grenzen zu gelangen?

Andrea Köhler: Bei einem erlebten Einsatz bin ich an meine Grenzen gekommen, als ich Eltern in meinem Alter sagen musste, dass ihr Sohn mit dem Motorrad verunglückt ist. Meine Partnerin, war mir eine große Stütze und als der erste Moment rum war, konnte ich alles hinten anstellen und den Menschen zur Seite stehen.

Katrin Tuchscheerer: Spürt man eine eigene Hilflosigkeit und wird sich seiner Grenzen bewusst, muss man handeln und dies mit seinem Einsatz-Partner besprechen. Wichtig ist für mich immer, sich erst einen Überblick zu verschaffen. Anschließend kann man mit den Betroffenen versuchen, eine gewisse Ordnung ins emotionale Chaos zu bringen.

Das Besondere an den Notfallseelsorgern ist die Fähigkeit, trotz der eigenen inneren Belastungen, immer wieder einen Raum zu schaffen, in dem die Betroffenen sich öffnen und ihre TRAUER ausdrücken können. 

Wie trauern Menschen und wie gehen sie damit emotional um?

Katrin Tuchscheerer: Es gibt oft eine Art Erwartungshaltung, wie man zu trauern hat. Jeder trauert anders und das ist auch völlig richtig und in Ordnung. Von Schreien, Weinen, wütend sein bis augenscheinlich emotionslos – es ist alles vertreten. Wir nehmen jeden Menschen so, wie er ist und begleiten sie dabei.

Andrea Köhler: Trauer hat sehr viele Gesichter. Weinend verstummt. Kognitiv sachlich. Auch der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen wollen. In einem Einsatz habe ich die Trauer als fassungslos, ignorierend, verdrängend und ganz tief erlebt. Es war so tief, dass mir selbst die Tränen gelaufen sind. Das war für einen kurzen Moment – und das war auch gut so – und dann ging es weiter.

Diese seelsorgerische Arbeit erfordert eine enorme Sensibilität und Empathie, die nicht jeder leicht aufbringen kann. Die Fähigkeit, in einem Moment voller Schmerz und Trauer für Betroffene Hoffnung und Halt zu finden, ist eine Gabe, die in der Notfallseelsorge täglich gefragt ist. Auch wenn die Einsätze oft dramatisch und schwierig sind – die MOTIVATION und „Freude“, weiterzumachen und für andere da zu sein, bleibt.

Was ist für Euch nach einem Einsatz die größte Motivation?

Andrea Köhler: Das größte Motivation an meiner Arbeit ist, dass ich mit so einem tollen Team zusammenarbeiten und bei jeder Tages- und Nachtzeit alle anrufen darf. Wenn man am Ende eines Einsatzes den Betroffenen in den Arm nehmen und dann mit einem guten Gefühl gehen kann – dann ist das der Moment, wo man auf jeden Fall weiter machen möchte und Dankbarkeit empfindet.

Katrin Tuchscheerer: Das Schöne an unserer Arbeit ist, wenn man nach Hause fährt und weiß, man konnte den Menschen in diesem Ausnahmezustand helfen. Die Trauer und das Erlebnis selbst können wir nicht abnehmen, aber die Sicherheit, dass die Betroffenen die nächsten Schritte kennen, einen vertrauten Freund oder Familie an ihrer Seiten haben und sich ernst genommen fühlen, motiviert auf jeden Fall weiter zu machen.

Unsere neuen Räumlichkeiten

Neuigkeiten von Weilburg-TV & Lahntal Fernsehen zu unseren neuen Räumlichkeiten im Westturm der Hainkaserne. Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Stadt Weilburg und Bürgermeister Dr. Johannes Hanisch. Er hob die besondere Bedeutung der Notfallseelsorge Limburg-Weilburg hervor, die von 25 aktiven und ehrenamtlichen Mitgliedern geleistet wird. 

Spenden können Sie an: Nofallseelsorge Limburg-Weilburg e.V. – Kreissparkasse Weilburg – DE34 51151919 0185450632 – BIC: HELADEF1WEI

SIE können uns unterstützen oder spenden

Die Notfallseelsorge sucht aktive und passive Mitglieder, die unsere Arbeit mit ihrer Mitgliedschaft unterstützen. Gleichzeitig freuen wir uns über Ihre aktive Mitarbeit.
Selbstverständlich ist eine umfassende Ausbildung sowie die Begleitung durch erfahrene Kolleginnen und Kollegen.
Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme! 
Spenden Sie an:
Notfallseelsorge Limburg-Weilburg e.V. 
Kreissparkasse Weilburg       
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Der Sorgenfresser

Was versteht man unter einem Sorgenfresser und was ist seine Aufgabe: 

Sorgenfresser sind üblicherweise in einem fröhlich-bunten Design gehalten. 
Was alle Modelle gemeinsam haben ist, dass sie über einen Reißverschluss am Mund verfügen, in den die Kinder ihre aufgeschriebenen oder aufgemalten Sorgen und Probleme hineinstecken können. Der Sorgenfresser dient also als eine Art Kummerkasten. 
Zudem verfügen die Modelle über einen weichen Körper, so dass sie auch als Kuschelpartner genutzt werden können. 

Mund auf – Reißverschluss zu – Sorgen weg! das ist die Devise der kleinen Sorgenfresser, die nachts am Bett wachen. Die originellen Kerlchen mit ihren weichen Knuddelkörpern aus Nickiplüsch sind immer dann zur Stelle, wenn Kummer und Ärger einmal gar zu groß werden. Ruck, zuck! öffnen sie ihren breiten Reißverschluss-Mund und – Happs! – schlucken sie alle Probleme weg und helfen den Kindern Dinge zu verarbeiten, die sie sehr belasten. Eltern können dann sogar eine Lösung oder einen Tipp wieder in dem Mund des Sorgenfressers legen und verschließen. 

Bei Übergabe des Sorgenfressers kann die Notfallseelsorge bereits eine Botschaft für die Kleinen hinterlassen.